Öko-Immobilien
Nachhaltigkeit: Große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Wer als Immobilienunternehmer auf sein Image achtet, kommt um das Thema Nachhaltigkeit derzeit nicht herum. Wenn es aber um die Wirtschaftlichkeit von nachhaltigem Bauen geht, offenbart sich eine deutliche Skepsis – jedenfalls laut einer aktuellen Umfrage von Union Investment.
BERLIN. So sind nur 26 Prozent der von der Fondsgesellschaft befragten Immobilienexperten der Ansicht, dass es eine kontinuierliche Mieternachfrage nach nachhaltigen Flächen gibt. Das sind neun Prozentpunkte weniger als bei der letzten, im Herbst 2008 vorgenommenen Umfrage von Union Investment. Ebenfalls nur 27 Prozent der befragten Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass sich mit nachhaltigen Immobilien höhere Mieten als mit konventionellen Objekten erzielen lassen – wobei deutsche Investoren diesen Aspekt mit einer Zustimmungsrate von 41 Prozent viel positiver einschätzen als ihre Kollegen in Frankreich und Großbritannien.
Trotzdem erklärten gut zwei Drittel der Befragten und damit fünf Prozentpunkte mehr als im Herbst 2008, dass Nachhaltigkeitskriterien Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie seien. Und ebenfalls fast zwei Drittel gaben zu Protokoll, ihr Unternehmen werde künftig deutlich mehr in nachhaltige Immobilien investieren. Interviewt wurden im April und Mai dieses Jahres 177 Investoren, Projektentwickler, Planer und Architekten in Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
Dass nachhaltige Immobilien in der Branche noch keineswegs als Muss gelten, verdeutlicht eine Umfrage des Beratungsunternehmens Drees & Sommer. Demnach sind für 18 Prozent der 274 antwortenden Unternehmen so genannte Green Buildings überhaupt kein Thema, während sich 23 Prozent darauf beschränken, sich diesbezüglich auf dem Laufenden zu halten. 43 Prozent wollen einzelne Nachhaltigkeitsprojekte umsetzen, und zehn Prozent haben sogar vor, ihr gesamtes Portfolio nach Nachhaltigkeitskriterien zu optimieren. Treibende Kraft im Markt für nachhaltiges Bauen ist nach Ansicht von knapp zwei Dritteln der von Drees & Sommer Befragten die Nachfrage der Nutzer und Betreiber – also genau derjenige Faktor, der laut Umfrage von Union Investment eine nur geringe Rolle spielt.
Grundsätzlich kommt Nachhaltigkeit gut an, wie das Ergebnis einer weiteren, vom Beratungsunternehmen URS Deutschland unter 2 200 Experten durchgeführten Umfrage unterstreicht. Demnach sind gut 80 Prozent der in Deutschland tätigen Investoren der Ansicht, Nachhaltigkeitsthemen hätten direkte Auswirkungen auf den Unternehmenswert – und 68 Prozent erklären, dass Aspekte der Nachhaltigkeit zukünftig bei ihren Investitionsentscheidungen eine hohe oder sehr hohe Bedeutung haben werden. Deswegen spielt das Thema inzwischen auch bei den Immobilienberatern eine größere Rolle.
Quelle ( Handesblatt )