Nachhaltigkeit statt Rennwagen
Der neue Weg des weiß-blauen Konzerns ist: mehr Nachhaltigkeit. Die eigenen Betätigungsfelder schrumpfen. Nun zählt der Ausbau von Technologie und Entwicklung – und nicht das Millionenkarussell der Formel 1. Natürlich spielt auch Geld eine Rolle: “In einer Zeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen müssen wir handlungsfähig und flexibel bleiben. Dieser Tatsache haben wir Rechnung getragen”, sagt Entwicklungsvorstand Draeger.
Es wurde also gerechnet bei BMW. Ergebnis: Die Boliden rentieren sich nicht. Rund 700 Jobs, die an der Formel 1 hingen, werden überflüssig.
BMW: Ausstieg aus der Formel 1Freude am Sparen Der vielbeschworene Technologietransfer von der Formel 1 ins normale Autogeschäft blieb eine Luftnummer. Nie gingen Innovationen der hochgezüchteten Rennserie in die Serienproduktion ein. Ein Mitbrummen in der Formel 1 machte aus rein sportlichen Gründen für das Unternehmen nur so lange Sinn, wie Ruhm und Erfolg Positives auf die Marke BMW abstrahlten. Das hat sich in diesem Jahr geändert.
BMW liegt in der WM weit zurück
Nach einigen erfolgreichen Jahren im Rennzirkus fährt BMW in der Weltmeisterschaft den anderen hinterher. In der Teamwertung liegt der Rennstall mit acht mageren Pünktchen gerade einmal auf Platz acht. Die Ausbeute der Fahrer Nick Heidfeld (sechs Punkte) und Robert Kubica (zwei Punkte) ist desaströs. Wie werbewirksam ist ein Automobilunternehmen, das in der Formel 1 nicht konkurrenzfähig ist?
“Das Sponsoring lohnt sich in der Formel 1 nur, wenn man vorne mitfährt”, gibt Vorstand Draeger zu. Das passt nicht so recht zur Außendarstellung seiner Kollegen, die nicht müde werden zu betonen, welch prägendes Element die Formel 1 für BMW seit 1999 marketingtechnisch gewesen sei. Vorstandschef Reithofer gibt tapfer zu Protokoll, dass die aktuelle Entscheidung “nichts mit der sportlichen Performance in diesem Jahr” zu tun habe.
Harte Zeiten
Letztlich geht es den Verantwortlichen wohl um Schadensbegrenzung. Die Verhältnisse haben sich geändert. Die Wirtschaftskrise und die Umweltkrise sind da, und da sind im Kreise brausende Fahrer schnell ein Witz der Geschichte. Und wer will sich, wie BMW, schon vorwerfen lassen, man habe sich neuerdings auf die Entdeckung der Langsamkeit spezialisiert?
Nach 40 Minuten ist die Pressekonferenz bei BMW zu Ende. Ein Reporter von RTL fragt noch, ob es denn wirklich schon so schlimm sei, dass man sich die Formel 1 nicht leisten könne. Raunen im Saal. Herumdrucksen auf dem Podium. Dann sagt Entwicklungsvorstand Draeger: “Nein, das ist nicht der Grund für den Ausstieg. Wir möchten uns strategisch neu ausrichten. Das ist alles.”
Quelle ( Süddeutsche )