Badische Unternehmer versprechen Energiewende / 23.07.09

solarstromDas baden-württembergische Freiburg im Breisgau gilt in Sachen Klimaschutz als eine der engagiertesten Kommunen Deutschlands. Dennoch decken die auf dem Stadtgebiet installierten Erneuerbare-Energien-Anlagen erst rund drei Prozent der Stromnachfrage ab. Einer Gruppe badischer Unternehmer reicht das nicht. Sie wollen die gesamte Region in einem Umkreis von 80 bis 100 Kilometer um Freiburg bis zum Jahr 2035 komplett auf Energie aus Sonne, Wind und Co. umstellen. Kann das funktionieren?

„Auf jeden Fall“, verspricht Andreas Markowsky, Geschäftsführer der Ökostrom Erzeugung Freiburg GmbH. Der Unternehmer betreibt zahlreiche Wind-, Wasser- und Solarkraftanlagen im Süden Deutschlands und hat sich mit acht weiteren Unternehmen aus der Umgebung Freiburgs zum neu gegründeten Wirtschaftsverband „100 Prozent GmbH“ zusammengeschlossen. Die Unternehmen – darunter die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Amann und Jörger GmbH, das auf Energiekonzepte spezialisierte Büro Ö-quadrat und das Solarunternehmen Solar-Fabrik AG Freiburg – wollen den Beweis antreten, dass die Energiewende innerhalb einer Generation machbar ist.

Oberstes Ziel des neuen Wirtschaftsverbandes sei es, den  Druck auf die Politik zu erhöhen, so Markowsky. „Wir wollen zum Beispiel darauf drängen, dass landeseigene oder kommunale Dächer mit Solaranlagen ausgerüstet werden.“ Unzählige Dächer in der Region eigneten sich dafür hervorragend, sagt der Solarunternehmer, würden aber noch ungenutzt vor sich hin schlummern. „Auch die Berge hier in der Umgebung bieten beste Bedingungen für die Windkraft – diese Potenziale müssen wir nutzen.“ Dass dies auch Lobbying in eigener Sache sei und die Mitgliedsunternehmen der 100 Prozent GmbH davon profitierten, räumt der Unternehmer ein – „aber eben auch die Kommunen“. Denn private Investitionen in solche Anlagen bedeuteten höhere Gewerbesteuereinnahmen. Das sei vielen Verantwortlichen heute noch nicht klar.

Die Technologie für die Energiewende sei ausgereift, ein Rückgriff auf Kohle- und Atomstrom bald nicht mehr nötig. „Wir müssen uns heute nicht mehr zwischen Pest und Cholera entscheiden“, sagt Markowsky, der auch einer der beiden Geschäftsführer der 100 Prozent GmbH ist. Zudem sei klar, dass sich die doppelte Herausforderung des Klimawandels und der schwindenden fossilen und atomaren Ressourcen nur durch den vollständigen Umstieg auf die Versorgung mit erneuerbaren Energien bewältigen lasse.

Das 100-Prozent-Ziel sei machbar, sagt der Finanzwirt, eine Reihe von Städten und Gemeinden hätte es bereits erreicht oder übererfüllt: „Schon heute haben wir hier in der Region Kommunen, die deutlich mehr Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen, als sie verbrauchen“, so Markowsky. Die rund 25 Kilometer nördlich von Freiburg liegende Gemeinde Freiamt im Schwarzwald etwa habe vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt und produziere mit den auf dem Gemeindegebiet installierten Anlagen einen Stromüberschuss.

„Das werden wir bald auch in anderen Kommunen erleben“, sagt der Öko-Unternehmer. Die Umstellung schone schließlich nicht nur das Klima, sondern rentiere sich durch die Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz auch für die Betreiber. Im Falle der 4.300 Einwohner zählenden Gemeinde Freiamt sind das rund 300 private Anteilseigner, die sich in einem Verein zur Förderung der Windenergie zusammengeschlossen haben. 

Was fehle, um der Energiewende den nötigen Nachdruck zu verleihen, sei heute eben oft noch der politische Wille. „Die Bremser der Energiewende sitzen in den Landesverwaltungen“, so Markowsky.  „Wir wollen, das die Bremser sich künftig rechtfertigen müssen, wenn sie das 100-Prozent-Ziel nicht mittragen.“ Mit Argumenten sei man gut gewappnet, als Vertreter eines Wirtschaftsverbandes hofft Markowsky außerdem auf einen besseren  Zugang zu den kommunalen Entscheidungsträgern als etwa Umweltgruppen ihn haben: „Wir wollen die technologische Spitzenstellung der Solarregion Freiburg weiter ausbauen – und das bedeutet eben nicht nur weniger Emissionen, sondern auch neue Unternehmensansiedlungen und neue Arbeitsplätze.“

Quelle ( Rat für Nachhaltigkeit )

This entry was posted in Alle, News and tagged , , . Bookmark the permalink.

Hinterlasse eine Antwort