Der am Mittwoch (17.) auf der Wattenmeerinsel Mellum ausgebrochene Flächenbrand ist immer noch nicht vollständig gelöscht. Im Zentrum der Insel fielen bis zu zehn Hektar Busch- und Grasland den Flammen zum Opfer. Auf Mellum – gelegen am Jadebusen westlich Cuxhaven und nördlich Wilhelmshaven – brüten unter anderem rund 3.000 Paare Heringsmöwen und 4.000 Paare Silbermöwen. Nach jetzigem Kenntnisstand sind bei dem Brand bis zu 2000 Jungvögel verendet, meist Silbermöwen und Austernfischer.
Die Ursache für den Brand ist noch ungeklärt. Allerdings wurde die je nach Wasserstand bis zu sieben Quadratkilometer große Insel während beider Weltkriege militärisch genutzt. Alte Bunkeranlagen zeugen noch heute davon. Denkbar ist deshalb, dass sich im Boden befindende Munitionsreste wie Phosphor- und Blendgranaten entzündet haben.
Vor allem der Nachwuchs der Silbermöwen kam beim Brand ums Leben.
Die beiden im Auftrag des Mellumrates die Vogelinsel betreuenden Studentinnen hatten umgehend die Feuerwehr alarrmiert. Vor Ort stießen die Einsatzkräfte jedoch auf zahlreiche Schwierigkeiten. Laut Polizeibericht sollten 20 Feuerwehrleute von Booten der Wasserschutzpolizei und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zur Insel gebracht werden. „Ein direktes Anlegen war jedoch wegen des niedrigen Wasserstandes nicht möglich, so dass die Rettungskräfte ein erhebliches Stück zu Fuß durch den Nordseeschlick laufen mussten. Die Brandbekämpfung musste wegen Wassermangels mit so genannten Brandpatschen durchgeführt werden. Das Wohnhaus der beiden Naturschutzwärtinnen geriet dabei zeitweise in Gefahr, nachdem der Wind gedreht hatte, konnte Entwarnung gegeben werden.“
Als am Donnerstag ein Brandermittler per Polizeihubschrauber zur Insel folg, musste dieser feststellen, dass der Brand durch den Wind wieder angefacht worden war. Die Rettungskräfte wurden schließlich auf 40 Feuerwehrleute sowie ein Team des Kampfmittelräumungsdienstes aufgestockt. Das Feuer mit einem Lösch-Hubschrauber der Bundespolitzei zu bekämpfen, gelang nur begrenzt. Bei sieben Flügen wurden aus der Luft 12.000 Lieter Nordseewasser abgeworfen, danach wurden die Flüge wegen Defetkten eingestellt. Nach Informationen des NDR musste die Feuerwehr am Freitag immer noch Glutnester bekämpfen, das Feuer gilt aber als unter Kontrolle.
Die Seehundbänke Mellums dagegen sind nicht direkt betroffen.
Mellum entstand Ende des 19. Jahrhunderts auf einer älteren Sandbank an der Wattwasserscheide zwischen Jade und Weser. Erste Schutzbemühungen gab es ab 1905, ab 1912 pachtete der NABU-Vorgänger Bund für Vogelschutz die Insel. Seit 1925 wird die einstige „Vogelfreistätte Mellum“ vom Mellumrat betreut. Ähnlich wie bei der vom NABU betreuten Insel Trischen wird Mellum nur von den Vogel- und Naturschutzwarten bewohnt. In der Schutzzone 1 des Wattenmeer-Nationalparks gelegen, ist das Anlanden und Betreten ansonsten verboten.
„Natürlich ist das Feuer für die Jungvögel und die Vegetation für dieses Jahr eine Katastrophe“, sagte Michael Exo vom Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er sieht aber auch Chancen in der Veränderung, denn durch das Feuer sind die Flächen auf eine frühere Entwicklungsstufe zurückgefallen, die Offenlandarten bessere Brutmöglichkeiten bieten. „Das ist seit Jahrzehnten unsere Philosophie im Bezug auf die Insel: Natur Natur sein lassen“, betonte Exo.
Quelle ( NABU )